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Pressemitteilung: "Wohnen in Nachbarschaften" wird weiterentwickelt

Senatorin Stahmann will Mittel aufstocken und um das Programm "Lebendige Quartiere" ergänzen

04.06.2020

Das Programm „Wohnen in Nachbarschaften“ (WiN) mit seinen sozialen Projekten zur Stärkung von belasteten Quartieren soll bis 2025 mit einigen Ergänzungen fortgeführt werden. Das hat Sozialsenatorin Anja Stahmann heute (4. Juni 2020) in der Deputation für Soziales, Jugend und Integration dargelegt. Vorgesehen ist dabei, das Programm, das seit 1999 gemeinsam mit dem Bauressort umgesetzt wird, schrittweise aufzustocken – um zunächst 510.000 Euro im ersten Jahr und 530.000 Euro im dritten Jahr (2022). Das WiN-Jahresbudget wächst damit von zuletzt 1,75 Millionen auf knapp 2,3 Millionen Euro, ein Plus von fast einem Drittel gegenüber 2019. Die zusätzlichen Finanzbedarfe für die Jahre 2020 und 2021 sind im Haushalt bereits angemeldet, das Geld kann ausgegeben werden, sobald die Bürgerschaft dem Haushalt in zweiter Lesung zugestimmt hat. Ergänzend soll es ein Förderprogramm „Lebendige Quartiere“ geben für Aufgaben, die über die klassische Projektförderung von WiN hinausgehen.

„Mit WiN haben wir in Bremen eine Förderstruktur, die in den Quartieren ansetzt, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern“, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann. „Wir erreichen hier mit vergleichsweise wenig Geld unglaublich viel für die Menschen vor Ort – von der Beratung in allen Lebenslagen bis zur Betreuung von Kindern, von der Einbindung in das Leben im Stadtteil bis zum Spracherwerb für Zugewanderte und zu Qualifizierung für den Beruf. Und das alles passgenau an den Bedarfen im jeweiligen Quartier ausgerichtet. Ich bin froh, dass wir das Programm nicht nur erhalten, sondern deutlich ausbauen können.“

So sollen im Stadtteil Gröpelingen die WiN-Mittel um 50 Prozent von derzeit 150.000 Euro auf 225.000 pro Jahr erhöht und das Quartiersmanagement um eine halbe Stelle aufgestockt werden. Wie bisher sollen sieben Quartiere weiter mit jeweils 150.000 Euro gefördert werden: Neue Vahr, Tenever, Kattenturm, Huchting, Lüssum-Bockhorn, Hemelingen und das Schweizer Viertel in Osterholz. Auch in Huckelriede, Oslebshausen und Grohn sind keine Änderungen geplant, sie werden nach wie vor mit 75.000 Euro jährlich finanziert. Dort werden derzeit umfangreichere Stadterneuerungsprozesse der Senatorin für Stadtentwicklung, Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Wohnungsbau im Rahmen von Integrierten Entwicklungskonzepten (IEK) umgesetzt, so dass der Einsatz von WiN als flankierendes Programm weiterhin mit gleicher Intensität gewährleistet werden sollte.

In Marßel und Blumenthal, wo es zuletzt nur eine flankierende WiN-Förderung mit einem Gebietsbudget in Höhe von 20.000 Euro und einem reduzierten Quartiersmanagement gab, sollen die Mittel auf jeweils 75.000 Euro angehoben und auch das Quartiersmanagement auf jeweils eine volle Stelle aufgestockt werden. „Wir beobachten hier eine Entwicklung, die zusätzliche Unterstützung erforderlich macht“, sagte Senatorin Stahmann.

Die drei Quartiere in Blockdiek dagegen sind hinsichtlich der relevanten Sozialdaten nicht mehr auffällig. Die Förderung soll hier zunächst von 75.000 auf 37.500 Euro sinken und bei anhaltend positiver Entwicklung komplett eingestellt werden. Gleichzeitig haben aber einzelne langjährige Projekte, die bislang mit WiN-Mitteln gefördert worden sind, die Chance, dauerhaft finanziert zu werden über das Programm „Lebendige Quartiere“, ein neues Programm, das im Laufe des Jahres aus WiN hervorgehen wird.

Im Kern solle das mit jährlich einer Million Euro ausgestattete Programm „Lebendige Quartiere“ die Quartierszentren mit einer Grundfinanzierung dauerhaft absichern. „Die Quartierszenten sind wichtige Standorte der Begegnung, Beratung und kultureller Aktivitäten“, sagte die Senatorin. „Sie brauchen Planungssicherheit und sollten nicht länger darauf angewiesen sein, sich mit Projektmitteln von Jahr zu Jahr zu hangeln. Das bindet viel Energie, die an anderer Stelle besser eingesetzt ist.“

Andererseits soll das Programm „Lebendige Quartiere“ eine Finanzierung in Vierteln ermöglichen, die für eine volle WiN-Förderung zu klein sind. „Wir haben dabei auch Ankunftsquartiere für Zugewanderte im Blick und neue Quartiere mit erwarteten sozialen Belastungen“, sagte die Senatorin. In Betracht kommen als Kleinst- oder Sonderquartiere in diesem Sinne die Kaspar-Ohm-Straße in Aumund-Hammersbeck, die Marcuskaje in der Überseestadt, die Daniel-von-Büren-Straße in der Bahnhofsvorstadt und die Alwin-Lonke-Straße in Burg-Grambke. In diesen neuen Förderschienen sollen sich auch die Gebiete Arsten-Nord und Blockdiek mit ihren Förderbedarfen wiederfinden.

Grundlage für die Weiterentwicklung von WiN ist eine Studie des Berliner wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschungs- und Beratungsinstituts ‚empirica‘ in Kombination mit den jüngsten Sozialdaten aus Bremens Stadtteilen und Quartieren. Als Leitindikatoren für die soziale Lage in einem Quartier gelten dabei Sprachförderbedarf von Kindern ein Jahr vor der Einschulung, Nicht-Abiturquote bei Schulabgängern sowie Transferleistungsbezug in den Altersgruppen unter und über 15 Jahren.